Was ist Bio-Wein & was ist der Unterschied zu normalem Wein?
Geschmack, Herstellung, Richtlinien: Alles über Bio-Weine
Für die Herstellung von Bio-Wein braucht es weder Herbizide noch umwelt- und nützlingsschädigende Pflanzenschutzmittel. Was aber besonders wichtig ist, sind Zeit, Leidenschaft und ein geschultes Auge. Bio-Weine sind demnach ganz normale Weine, aber - im Unterschied zu traditionell hergestellen Weinen - mit Trauben aus biologischem Anbau. Auch die Vinifikation erfolgt nach bestimmten Richtlinien. Bio-Weine überzeugen durch ihren vollmundigen Geschmack, ihren unverwechselbaren Charakter sowie einer deutlich höheren Konzentration an Antioxidantien und Aromastoffen. Da wundert es nicht, dass bereits viele namhafte Weingüter Trauben aus biologischer Landwirtschaft keltern.
Bio-Wein - Voraussetzungen und Eigenschaften im Überblick:
- Seit 2012 ist die Bezeichnung "Bio-Wein" bzw. "Öko-Wein" zulässig
- Winzer muss EU Bio-Zertifizierung haben
- Wein-Etikett enthält das Bio-Siegel bzw. das EU Bio-Logo
- Trauben sind aus biologischem oder biodynamischem Anbau
- Der Einsatz von chemisch-synthetisch hergestellten Pflanzenschutzmitteln sowie von Herbiziden ist der verboten
- Es gelten strenge Richtlinien beim ökologischen Weinbau
- Ziel ist es, möglichst schonend im Hinblick auf Umwelt, Ressourcen und Klima zu arbeiten
Die EU regelt seit 1991 den Anbau biologischer Lebensmittel im Allgemeinen. 2012 wurde eine Verordnung erlassen, welche die Durchführungsbestimmungen zum biologischen Weinerzeugnis beinhaltet. Seitdem gibt es auch die Bezeichnung "Bio-Wein" oder auch "Öko-Wein". Zuvor wurden die Weine "Wein hergestellt aus biologisch erzeugten Trauben" oder "Wein aus Trauen aus ökologischem Anbau" genannt.
Der Unterschied zwischen biologisch und biodynamisch
Biologischer (auch: ökologischer oder organisch-biologischer) und biodynamischer (eigentlich: biologisch-biodynamischer) Anbau sind zwar miteinander verbunden und haben teils ähnliche Ansätze, jedoch sind sie nicht identisch. Biodynamische Landwirtschaft ist eine Form des ökologischen Anbaus, die einen ganzheitlichen und teils spirituellen Ansatz verfolgt, bei dem beispielsweise nach dem Mondkalender gearbeitet wird, und strengere Voraussetzungen für die Bewirtschaftung hat. Der Unterschied liegt vor allem in den grundlegenden Produktionsrichtlinien, welche die Öko-Verordnung der EU festlegt.
Ziel eines biologischen Anbaus ist es, möglichst schonend im Hinblick auf Umwelt, Ressourcen und Klima zu arbeiten und zu versuchen, die Artenvielfalt zu erhalten. Der Einsatz von chemisch-synthetisch hergestellten Pflanzenschutzmitteln, von Herbiziden sowie von Wachstumsreglern ist untersagt und wird durch organische Düngemittel ersetzt. Die Verwendung von Kupfer und Schwefel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten ist jedoch in geregelter Maximalmenge erlaubt. Bei der biodynamischen Landwirtschaft steht ein sich selbst erhaltender Organismus im Fokus. Boden und Tiere leben im Einklang und erschaffen einen Kreislauf: Der Boden liefert nährstoffreiche Nahrung für die Tiere und die düngen im Gegenzug das Land. Der biodynamische Ansatz baut also auf dem biologischen auf, ist aber in der Umsetzung noch weitaus strikter.
Die Vorteile von biologischem Weinbau
Aromatischer Geschmack & mehr Nährstoffe
Biologischer Weinbau führt aufgrund von ganzjähriger Begrünung zu einer natürlichen Wasser- und Nährstoffkonkurrenz, die sich unter anderem in der Herausbildung von kleineren Beeren widerspiegelt. Bei der Verarbeitung der Beeren profitiert man von den Nährstoffen, den Antioxidantien und den Aromastoffen, die konzentriert in der Beerenhaut vorhanden sind. So erhält man am Ende einen besonders unverfälschten und aromatischen Wein mit Sorten- und Jahrgangscharakter.
Umweltaspekt
Ziel der biologischen Landwirtschaft bzw. des biologischen Weinbaus ist es, mit der Natur bei der Bodenpflege, der Düngung und des Pflanzenschutzes schonend umzugehen und im Zuge dessen die Artenvielfalt an Organismen unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes zu schützen. Dadurch wird Fruchtbarkeit des Bodens sowie der Erhalt von Nützlingen gefördert und die Pflanzen werden durch organischen Dünger wie Kompost, aber auch Mineraldünger I(in geregelten Mindestmengen) oder Blattdünger, gestärkt. Dies sorgt bei den Reben für mehr Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge, was sich am Ende in der Qualität des Weines zeigt. Die kontinuierliche Begrünung der Weingärten hat den positiven Effekt, eine große Menge CO₂ zu binden. Mit diesen Maßnahmen wird ein Einklang zwischen ökologischen Aspekten und dem wirtschaftlichen Interesse des Winzers angestrebt.
Stenge Richtlinien
Nicht nur beim ökologischen Weinbau gelten strenge Regeln wie das Verbot von chemisch-synthetisch hergestellten Pflanzenschutzmitteln sowie von Herbiziden. Auch im Weinkeller herrschen strengere Bestimmungen als bei der herkömmlichen Weinherstellung. Bei der Herstellung von Bio-Wein sind zum Beispiel folgende Verfahren verboten: teilweise Konzentrierung durch Kälte, Entschwefelung durch physikalische Verfahren oder teilweise Entalkoholisierung. Zum Klären des Weins dürfen nur bestimmte Stoffe wie beispielsweise Proteine pflanzlichen Ursprungs aus Weizen oder Erbsen, Kasein oder Bentonit verwendet werden. Ersichtlich wird ein Bio-Wein anhand des EU-Bio-Logos sowie der Codenummer der Zertifizierungsstelle.
Die Qualität eines Bio-Weins hängt aber nicht nur von den Produktionsvorschriften ab, sondern vor allem auch vom Rebschnitt, von der Lese sowie von der Selektion bei der Ernte. Auch die streng hygienische Weiterverarbeitung im Keller ist entscheidend für ein qualitativ hochwertiges Endergebnis.
Studien belegen: Weine aus biologischem Weinbau schmecken besser
Zwei Studien ergaben, dass Weine aus biologischem bzw. biodynamischem Anbau im Durchschnitt höhere Punktzahlen von unabhängigen Weinkritikern erhalten als traditionell hergestellte Weine. Dafür wurden insgesamt über 200.000 Weinbewertungen von Prof. Magali Delmas (UCLA Institute of the Environment and Sustainability in Kalifornien) sowie von Prof. Olivier Gergaud (Kedge Business School in Bordeaux) unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass Weine aus ökologischer Landwirtschaft sowohl im Geschmack als auch in der Qualität besser abgeschnitten haben.
2016 veröffentlichten die beiden Wissenschafter ihre erste Studie, bei der die Ergebnisse von professionellen Verkostungen von 74.000 kalifornischen Weinen, die von Robert Parker, Wine Enthusiast und Wine Spectator bewertet wurden, genauer untersucht wurden. Es stellte sich heraus, dass die Weine mit Bio-Etikett im Durchschnitt höhere Wertungen erhalten haben. Das traf aber auch auf Weine zu, die aus biologischer oder biodynamischer Herstellung stammten, aber beispielsweise aus Kostengründen ohne Zertifizierung abfüllten. 2021 knüpften Delmas und Gergaud an ihre erste Studie an und analysierten Weinbewertungen von 128.000 Weinen aus Frankreich. In diesem Fall wurden die Weine von den Weinkritikern Gault Millau, Gilbert Gaillard und Bettane Desseauve bewertet und erneut wurden die Bio-Weine in Geschmack und Qualität deutlich höher eingestuft. Wenn das mal nicht überzeugend klingt!
Mehr Infos zur Studie: https://www.thedrinksbusiness.com/2021/03/study-of-200000-wine-scores-shows-organic-wines-taste-better/
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